Eine neue Glocke für Großkrotzenburg
Eine fast 400 kg schwere Glocke wird gegossen und angeschlagen. Schauen Sie den Beitrag des Hessischen Rundfunks hier an.
Erntedank und Glockenfest in Großkrotzenburg
Einen doppelten Grund zum Feiern hatten wir am 26. September in Großkrotzenburg: Erntedankfest und zugleich der 10. Geburtstag unseres Glockenturms!
“Endlich mal wieder feiern!”, das wünschten sich Viele, und es gelang. Zum Familiengottesdienst in der Immanuelkirche war eine so große, bunte Gemeinde versammelt, wie schon lange nicht mehr. Und Etliche kamen im Lauf des Tages noch dazu – zu leiblicher Stärkung und Gespräch, Kinderprogramm oder Fotoausstellung, einem Film vom Glockenguss, Live-Musik der Gruppe 4kantrohr und manchen ungeplanten, fröhlichen Begegnungen. Auch das Wetter spielte mit, so dass unsere Kirchenwiese mit Bierzeltgarnituren von Vielen genutzt und genossen wurde.
Übrigens: Wer den Kurzfilm vom Glockenguss noch einmal anschauen möchte, findet ihn hier.
#beziehungsweise: christlich und jüdisch – näher als du denkst!
Der biblische Kalender nähert sich dem Höhepunkt. Daran erinnert das Oktober-Plakat der Kampagne, die christliche und jüdische Feste in Beziehung zueinander setzt. Dieses Jahr feiern die jüdischen Geschwister das Laubhüttenfest vom 9. bis zum 16. Oktober.
In der biblischen Tradition ist das Laubhüttenfest („Sukkot“ = „Hütten“) unter den drei Wallfahrtsfesten das größte, ausgelassenste und wichtigste. Gegen Ende der Erntesaison, wenn der Ertrag der Felder und Weinberge im Wesentlichen eingebracht ist, wird es Zeit, Danke zu sagen und diesen Dank zu feiern. So was gibt es in den meisten Religionen. Gerade die Ernte macht Menschen bewusst, dass wir unser Leben nicht uns selbst verdanken.
Im biblischen Festkalender wird dieser Erntedank mit noch einer anderen Erfahrung verbunden: der Bewahrung des Volkes Israel in der langen Wüstenzeit (vgl. 3. Mose 23,39-43). Ganz besonders prägend haben sie da erlebt: wir haben das Leben nicht selbst in der Hand. Wenn wir jeden Tag neu Wasser und Essen finden, wenn wir bewahrt bleiben vor den Gefahren, wenn wir den Weg gezeigt bekommen, der unserem Leben Sinn gibt – dann verdanken wir das Gott. Alle miteinander. Darum muss auch das Fest, das hieran erinnert, in riesiger Gemeinschaft gefeiert werden; darum gehört dazu das Teilen. Niemand soll Not leiden, alle sollen sich satt essen und feiern können – ein kleiner Vorschein der neuen Welt Gottes schon heute und hier! In der jüdischen Weise, das Sukkot-Fest zu feiern, leuchtet das eindrucksvoll auf.
Unser christliches Erntedankfest, so denke ich manchmal, könnte von hier aus neue Farbe gewinnen. Auch Jesus erzählt von der Neuen Welt Gottes ja oft im Bild der großen Tischgemeinschaft, in der überraschend auch diejenigen Platz finden, die niemand dort vermutet hätte (z.B. Lukas 14,7-24). Geteilte Freude ist doppelte Freude: das wird an keinem Fest so deutlich wie an Erntedank oder eben: Sukkot.
Manuel Goldmann
#beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst!
„Ein Mensch, der spürt, wenn auch verschwommen,
er müsste sich, genau genommen,
im Grunde seines Herzens schämen
zieht vor, es nicht genau zu nehmen.“
Augenzwinkernd bringt Eugen Roth hier auf den Punkt, was die meisten Menschen wohl aus ihrer Erfahrung bestätigen können: Einen Fehler einzugestehen, sich selbst und anderen, das fällt schwer – nicht erst in unserem Zeitalter der Selbstoptimierung. Es kratzt an unserem Selbstwertgefühl, sagen zu müssen: „Das war Mist. Wie konnte ich nur! Entschuldige bitte!“ Und zugleich kann es eine große Befreiung sein, so etwas auszusprechen und mit anderen zu klären. Da muss nichts kaschiert und beschönigt werden, da braucht es auch kein Lauern und Aufrechnen, wo der oder die andere selbst etwas falsch gemacht hat. Schuld kann wahrgenommen, ausgesprochen und aus dem Weg geräumt werden – nicht so, dass sie ungeschehen gemacht würde, aber so, dass man einander dennoch wieder in die in Augen sehen kann. Ich fange an bei mir selbst, nehme wahr: Ja, genau genommen ist da manches zum Schämen – aber nun brauche ich mich damit nun nicht herumzuquälen, sondern weiß eine Adresse, wo es Hilfe gibt: Klärung und Entschuldigung und Neuanfang.
Für viele Christen ist diese befreiende Erfahrung besonders mit dem Abendmahl verbunden. Im jüdischen Kalender gewinnt sie ganz besonders eindrückliche Gestalt im Versöhnungstag („Jom Kippur“, in diesem Jahr am 5. Oktober). Es ist Gott, der die Versöhnung schenkt und zur Heilung der Beziehung hilft: zwischen Mensch und Gott wie auch zwischen Menschen untereinander (siehe 3. Mose 16). Dabei gilt ein wichtiger Grundsatz: „Für Vergehen zwischen Mensch und Mensch gibt es Gottes Vergebung erst, wenn die Betroffenen die Angelegenheit auch untereinander bereinigt haben.“ Darum finden gerade in den Tagen vor Jom Kippur in jüdischen Gemeinden viele Gespräche statt, in denen Menschen, die miteinander etwas in Ordnung zu bringen haben, sich aussprechen und gegenseitig um Verzeihung bitten. So zieht die Versöhnung Gottes am Jom Kippur ihre Kreise in der Menschenwelt.
Jesus denkt also gut jüdisch, wenn er den Seinen ans Herz legt: Erst kommt die Versöhnung mit den anderen, dann kommen Opfer und Gebet (siehe Matthäus 5,23-24). Es könnte ja ein Anstoß sein, diesen Zusammenhang auch in unseren Abendmahlfeiern neu zu entdecken: Versöhnung, die Kreise zieht!
Manuel Goldmann