#beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst!
Um das Geschenk der Freiheit ging es an Pessach und Ostern: Freiheit von Sklaverei und Tod. Inzwischen liegt dieses Doppelfest schon wieder Wochen zurück. Wir buchstabieren, was die Folgen der geschenkten Freiheit in unserem Alltag sind.
Wieder einmal zeigt sich: Freiheit kann harte Arbeit sein. Vertrauen lernt sich nicht so nebenbei. Und so kommt in der biblischen Geschichte nach dem Exodus die Wüstenzeit: Vertrauens-Schule, Trainingszeit für ein Leben als Befreite, verantwortlich füreinander – vor Gott.
Dann, nach sieben Wochen Wüstenweg, erreicht das Volk Israel den Berg Sinai. Dort erhält es Gottes Weisung für ein Leben als Befreite – an zwei Händen abzuzählen und leicht zu merken: die 10 Gebote (2. Mose 20; 5. Mose 5). Sie bündelnd das Wichtigste für ein Leben in Beziehung zu Gott und den Menschen, und das alles steht unter dem Vorzeichen: „ICH habe Euch befreit“.
Diese Freiheit zu erlernen und zu bewahren, darum geht es. Für das jüdische Volk zuerst – aber die anderen sind nicht ausgeschlossen. In 70 Sprachen, so sagt die jüdische Tradition, hat Gott seinem Volk sein Wort gegeben. Die Siebzig steht ja symbolisch für die Völker der Welt (vgl. 1. Mose 10). Das Wort Gottes hat also „ökumenische“ Tragweite, sozusagen von Anfang an!
Kein Zufall, dass unser Pfingstfest gerade im jüdischen „Wochenfest“ (50 Tage nach Pessach) wurzelt: Die kleine Schar der Jesus-Leute, lange verzagt und sprachlos, erlebt, wie mitten in der internationalen Pilgerschar der Funke überspringt. Der Geist ergreift sie und sie erzählen von den großen Taten, die Gott in Jesus getan hat, auf eine Weise, dass sogar Menschen mit ganz fremden Sprachen dazukommen und staunen (Apostelgeschichte 2).
Da beginnt der Weg des Evangeliums in die Völkerwelt hinaus – in ökumenischer Weite, die die jüdische Erfahrung von Schawuot (dieses Jahr: am 26./27. Mai) aufnimmt und weiterträgt: „Spirit, der bewegt“!
M. Goldmann